Possehl-Preis für Lübecker Kunst 2020
MEMENTO MORBI. A DANCE MACABRE (THE DEATH AND THE TRUTH)
Sebastian Schröder
Im Juni 2020 vergab unsere Jury den zweiten Possehl-Preis für Lübecker Kunst an Sebastian Schröder (*1981). Das Gremium begründete seine Entscheidung unter anderem damit, dass sich sein Werk „vielgestaltig“ zeige. In seinem Bewerbungsprojekt A DANCE MACABRE (THE DEATH AND THE TRUTH) - einem großen Diptychon aus ca. 400.000 Bügelperlen, welches er im April 2023 im Rahmen seiner Werkschau MEMENTO MORBI im Lübecker Burgtor präsentierte - beschäftigte sich der Medienkünstler und experimentelle Fotograf mit den historischen Totentänzen als mittelalterliche Bußbilder und setzte sie u.a. in Bezug zur Corona-Pandemie.
Sein Wandbild wurde 2020, im ersten Jahr der Corona‐Pandemie, begonnen und konnte 2022 fertiggestellt werden. Die beiden Bilder in Form gotischer Spitzbogenfenster bestehen aus 544 einzelnen Kacheln, welche in einer Art Mosaiktechnik aus HAMA‐Beads, sogenannten „Bügelperlen“, zusammengesetzt sind. Mit einer Höhe von 3,50 m und einer Breite von 1,60 m sind die Bilder des Diptychons in ihren Dimensionen historischen Fenstern der ehemaligen Lübecker Klosteranlage St. Annen nachempfunden. Die Bildsprache des Werkes ist an Memento Mori‐ und Heiligendarstellungen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit angelehnt. In seiner technischen Ausführung war A DANCE MACABRE (THE DEAD AND THE TRUTH) eine Gemeinschaftsarbeit: Zwölf Personen bzw. Familien wurden eingeladen, sich bei der Umsetzung der Arbeit zu beteiligen - eine dankbare Beschäftigung in Zeiten der Abschottung und Quarantäne. Alle bekamen Setzkästen mit Bügelperlen und erhielten kleinere Teile des Gesamtentwurfs als Steckvorlagen.
Die Ausstellung MEMENTO MORBI wurde von Sebastian Schröder als eine Art morbide Schatzkammer inszeniert und verband sich mit den historischen Gemäuern des Burgtors. Neben dem Preisträgerprojekt stellte der Künstler weitere, zum Teil sehr persönliche Arbeiten vor, die sich mit dem Thema Tod und Vergänglichkeit befassen.